Leitbild der Stadt Lunzenau als „Stadt der erneuerbaren Energien und des effizienten Energieeinsatzes

 

Wir setzen auf die Kräfte der Natur und machen das Beste daraus – pure Energie!  
Die Stadt Lunzenau nimmt seit 2009 als eine der ersten Kommunen im Landkreis Mittelsachsen am ”European Energy Award®” teil, einem vom Freistaat Sachsen unterstützten Zertifizierungsverfahren nach europaweiten Standards.
Die Stadt Lunzenau gibt sich ein Leitbild, in dem die Ziele und Grundsätze der kommunalen Energie- und Klimapolitik festgeschrieben werden.

Präambel: Die Stadt Lunzenau setzt sich für einen verstärkten Einsatz erneuerbarer Energien  und für einen verantwortungsvollen Umgang mit Energie ein.  Die nachfolgenden Generationen sollen  den größtmöglichen Freiraum erhalten, um auch in Zukunft das Leben lebenswert gestalten zu können. Der verantwortungsvolle Umgang mit Ressourcen aller Art (z.B. Energie, Boden, Klima), aber auch mit allen vorhandenen  Potenzialen soll durch die Stadt im Rahmen ihrer Möglichkeiten gefördert werden. Die Stadt Lunzenau verpflichtet sich, mit konkreten Maßnahmen einen kontinuierlichen und nachweisbaren Beitrag zu diesem Ziel zu leisten.
Die Teilnahme am European Energy Award® dient dabei als maßgebliches Leit- und Führungsinstrument. Die umweltpolitischen Aktivitäten sollen in Zusammenarbeit und im Diskussionsprozess mit den Bürgerinnen und Bürgern sowie dem Stadtrat und der Stadtverwaltung gebündelt und ausgerichtet werden.
Ziele und Grundsätze:
Die Bundesregierung hat sich ambitionierte Klimaschutzziele gesetzt. So sollen bis zum Jahr 2020 die Treibhausgasemissionen um 40 %, bis 2030 um 55 %, bis 2040 um 70 % und bis 2050 um 80 bis 95 % unter das Niveau von 1990 kontinuierlich reduziert werden. Das wird vor allem durch den verstärkten Einsatz von erneuerbaren Energien realisiert. Bis 2020 soll der Anteil erneuerbarer Energien am Endenergieverbrauch 18 % erreichen und danach kontinuierlich weiter auf 30 % bis 2030 und auf 60 % bis 2050 gesteigert werden. Im Bereich der Stromerzeugung soll dieser bis 2050 sogar 80 % betragen. Neben dem verstärkten Einsatz der erneuerbaren Energien ist in dem Energiekonzept der Bundesregierung ebenfalls eine Primärenergieeinsparung von 20 % bis 2020 und 50 % bis 2050 sowie eine Stromeinsparung von 10 % bis 2020 und 25 % bis 2050 vorgesehen. Im Bereich Verkehr soll der Endenergieverbrauch bis 2020 um rund 10 % und bis 2050 um rund 40 % zurückgehen. Es sollen in der Bundesrepublik Deutschland bis 2030 6 Mio. Elektrofahrzeuge auf die Straße gebracht werden.
Die von der Bundesregierung formulierten Ziele werden durch die Stadt Lunzenau aufgegriffen und gehen sogar darüber hinaus. Die Stadt Lunzenau generiert bereits zum heutigen Zeitpunkt einen deutlich höheren Anteil an erneuerbarer Energien am Stromverbrauch als diese pro Jahr verbraucht. Die Deckungsrate an regenerativ gewonnener Energie im Vergleich zu dem im Gemeindegebiet verbrauchten Strom lag im Jahr 2011 bereits bei 106 %. Wir wollen den Ausbau der Versorgung der Stadt aus erneuerbaren Energien bis zum Jahr 2020 auf  120 % erhöhen und diesen  Anteil bis 2050 weiter auf 150 % steigern.
Durch den verstärkten Einsatz von erneuerbaren Energien im Wärmebereich soll zusätzlich der Anteil der erneuerbaren Energie am Endenergieverbrauch deutlich erhöht werden. Durch die Durchführung von einzelnen Sanierungsmaßnahmen an den kommunalen Gebäuden wird die Energieeffizienz ebenfalls deutlich erhöht und damit eine Primärenergieeinsparung erreicht. Auch im Bereich Verkehr wird auf einen hohen Stand der Technik bei Neuanschaffungen geachtet, um damit ebenfalls die Aussagen der Bundesregierung aufzugreifen.

Bauen:
Beim Bauen und Wohnen setzt die Stadt Lunzenau auf flächensparendes Bauen durch Bevorzugung der Innenentwicklung zur Erzielung einer hohen Bebauungsdichte und Orientierung auf die verstärkte Nutzung regional verfügbarer Rohstoffe und Energieträger. Besonderes Augenmerk wird auf einen geringeren Versiegelungsgrad der Baugrundstücke, auf die verstärkte Nutzung von erneuerbaren Energien und auf effiziente Heizungssysteme im Wohnhausneubau, und bei der Sanierung des Häuserbestandes gelegt. Kompakte Bauformen, kombiniert mit hervorragender Dämmung und Auflagen der Stadt zur Nutzung erneuerbarer Energieträger sollen energieeffizientes Bauen unterstützen.
Dazu wird bei allen genehmigten Bauvorhaben eine Bauherrenmappe ausgegeben, die entsprechende Hinweise enthält.
Bei kommunalen Gebäuden wurde bereits bei Sanierung und Neubau in der Vergangenheit verstärkt der Einsatz von erneuerbaren Energien zur Wärme- und Strombereitstellung gewählt. Bei Neubauten sollen die jeweils aktuell geltenden Baunormen um mehr als 30 % unterschritten werden. Bei Sanierung wird angestrebt den Wärmeenergiebedarf gegenüber dem Zustand vor der Sanierung um mehr als 50 % zu reduzieren.

Tourismus/ÖPNV:
Die Stadt Lunzenau arbeitet an der Entwicklung zum umweltfreundlichen Tourismusstandort. Dazu fördert die Stadt Lunzenau umweltfreundliche Fortbewegungsarten. Die Stadt setzt sich zur Verbesserung des Angebotes für die Bürger für den verstärkten Ausbau der öffentlichen Nahverkehrsverbindungen ein. Besonders die Busverbindung zum Fernbahnanschluss in Burgstädt soll noch intensiviert werden. Dafür wird die Stadt verstärkten Einfluss auf den Landkreis ausüben. Die verstärkte Nutzung von E-Bikes im Stadtgebiet und für touristische Zwecke wird besonders gefördert.
Verringerung des motorisierten Individualverkehrs:
Mit Aktivitäten zur Sicherung der Nahversorgung am Ort (Lebensmittel, Dienstleistung, Handwerk) werden auch die Emissionen durch Verkehr reduziert, da die Versorgungswege kürzer werden. Durch Ausbau und Stärkung der Nahversorgung soll der motorisierte Individualverkehr im Ort um 20 Prozent reduziert werden. Anteilig soll  die Fahrrad- bzw. E-Bikenutzung um 20 Prozent erhöht werden.
Verringerung der versiegelten Fläche/Waldmehrung:
Anhand der Verringerung der Einwohnerzahlen ist ein Schrumpfungsprozess der Stadt von außen nach innen im Gange. Leerstehende Bausubstanz am Rande der Orte wird gezielt zugunsten einer Renaturierung rückgebaut. Durch Bevorzugung der Innenentwicklung beim Bauen werden vorrangig ehemalige Abbruchgrundstücke im Kernbereich zur Wiederbebauung freigegeben.
Die Stadt Lunzenau wird weitere Anstrengungen unternehmen, um den Grad der versiegelten Flächen zu verringern. Der stadteigene Wald soll durch Aufforstung von Brachflächen bis 2020 um 80 % vermehrt werden. 

Sicherung der nachhaltigen Energieeffizienz:
Zur Erhöhung der Energieeffizienz wird die Straßenbeleuchtung bis 2020 komplett
auf energiesparende Leuchtmittel, wie LED-Technik bzw. Kompaktleuchtstofflampen umgestellt.
Öffentliche Veranstaltungen zu den Themen Energie und Umwelt werden  regelmäßig angeboten.
Die Stadt Lunzenau bemüht sich landes- und bundesweite Fördermittel einzusetzen, um die Klimaschutzziele zu unterstützen. Über die Teilnahme an energetisch sinnvollen Förderprogrammen entscheidet der Stadtrat. Bei Investitionsentscheidungen der Stadt sind die Energiekosten verstärkt zu berücksichtigen.
Das Brachenkataster der Stadt wird auf das Entsiegelungspotential, auf Ressourcen zur Ansiedelung erneuerbarer Energien und auf die Möglichkeiten zur Waldmehrung geprüft und ausgerichtet.
Der Stadtrat und die Verwaltung der Stadt Lunzenau sind sich ihrer Verantwortung und ihrer Vorbildfunktion bewusst.
Sie werden beraten vom Energieteam, das sich aus Mitgliedern des Stadtrates, des kommunalen Wohnungsunternehmens  und der Stadtverwaltung zusammensetzt.  
Teilnahme am European Energy Award®:
• Bereitstellung eines praxistauglichen Qualitätsmanagementsystems zur systematische Ist-Analyse und Bewertung aller energie- und klimarelevanten Maßnahmen
• ermöglicht die Identifizierung der effektivsten Projekte und die gezielte Planung und Umsetzung von Projekten
• kontinuierliche Steigerung der Energie- und Kosteneffizienz in der Kommune
• regelmäßige Erfolgskontrolle und Optimierung der Energie- und Klimaschutzarbeit
• inhaltliche Ausgestaltung des Leitbildes „Stadt der erneuerbaren Energien und des effizienten Energieeinsatzes“.
• Bewertung der eigenen energiepolitischen Aktivitäten.
• Synergieeffekte – z.B. durch Beitritt zum Konvent der Bürgermeister (Covenant of Mayors) und Austausch mit der Partnerstadt. Förderung der fachübergreifenden Zusammenarbeit auch mit anderen Kommunen (z.B. European Energy Award®
• öffentlichkeitswirksame Kommunikation der Erfolge und Standortmarketing
Kommunales Energie- und Klimaschutzleitbild:
Inhaltliche Zielstellungen bis 2020 (Basis 1990):
• CO2-Reduzierung von mindestens 60 Prozent
• Anteil von 120 Prozent erneuerbare Energien an der gesamten Energieversorgung der Stadt Lunzenau bis zum Jahr 2020
• Erhöhung der Energieeffizienz in städtischen Liegenschaften um 25 Prozent
• Die Straßenbeleuchtung wird zu 100 Prozent auf energieeffiziente LED-Technik bzw. Kompaktleuchtstoffröhren umgestellt
• Erhöhung des Waldanteils im Stadtgebiet um 80 Prozent durch Aufforstung von Brachflächen
• Ausbau der öffentlichen Nahverkehrsverbindungen um 20 Prozent
• Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs im Ort um 20 Prozent
• Jährliche Veranstaltung des „Energiestammtisches“ als Instrument für Informations-, Weiterbildungs- und Diskussionsmöglichkeiten

Energiepolitische Meilensteine
• 1993 Wiederaufbau der ersten Wasserkraftanlage an der Zwickauer Mulde in Lunzenau mit 240 KWp
• 1994 Bau des Windparks in Elsdorf mit 6 x 600 KWp und 2004 mit 800 KWp
• 2004 Wiederaufbau einer Wasserkraftanlage an der Chemnitz mit 100KWp
• 2007 Wiederaufbau von zwei Wasserkraftanlagen an der Zwickauer Mulde mit 1670 KWp bzw. 750 KWp
• 2009 Entscheidung zur Teilnahme am European Energy Award® (eea)
• 2009 Installation der ersten LED-Straßenleuchten in Lunzenau, in den vergangenen Jahren ständig fortgesetzt und fortlaufende Umstellung auf Kompaktleuchtstofflampen (Stand der Umstellung: 100 Leuchten)
• 2009 Umstellung der Heizungsanlage der Grund- und Mittelschule Lunzenau auf Energieeffizienzpumpen und Brennwerttechnik
• 2010 Umstellung der Heizungsanlage im Rathaus auf Energieeffizienzpumpen und Brennwerttechnik
• 2010 Neubau der Heizungsanlage im Feuerwehrhaus mit kombinierter thermischer Solaranlage und Pufferspeicher und mit Energieeffizienzpumpen
• 2010 Neubau einer Wasserkraftanlage mit 165 KWp an der Zwickauer Mulde
• bis 2010 Bau von 44 Solaranlagen mit insgesamt 1524 KWp
• Kontinuierliche Sanierung von öffentlichen Gebäuden: neue Fenster Mittelschule 2010 im Rathaus 2010/2011, energetische Sanierung der Schule und der Turnhallen in Lunzenau (Deckendämmung) 2009/2010, Turnhalle Rochsburg 2011 (Dacherneuerung und Deckendämmung)
• 2011 Errichtung eines Solarparks (1,3 MWp) auf dem Gelände einer ehemaligen Industriebrache
• 2012 Errichtung einer neuen Windkraftanlage (2,3 MWp) im Windpark
• 2012 Errichtung einer Solaranlage mit 999 KWp) auf den Hallendächern der eines großen Landwirtschaftsbetriebes
• 2012 Teilnahme am Wettbewerb „Energieeffizienz in Kommunen“ mit dem Projekt Hängebrücke Rochsburg, Ausstattung mit energieeffizienter Beleuchtung der Fahrbahn und des angrenzenden Wohngebietes mit BLED-Technik bei der Energie-Agentur (dena)
• 2012 Erstellung eines Leitbildes mit qualifizierten und quantifizierten energie- und klimapolitischen Zielsetzungen